Möwen-Geschichte

Im Flug "erwischt" - am Cabo da Roca

 

Im Flug "erwischt" - am Cabo da Roca
Im Flug „erwischt“ – am Cabo da Roca

Gar nicht so leicht – am weiten blauen Himmel über dem Atlantik eine Möwe so zu erwischen.
Möwenflug und Möwenruf sind mit dem Meer verknüpft, mit rauschender Brandung, Häfen, Fischern, dem typisch salzig-modrigen Geruch rund um Kaimauern, Boote oder Felsen. Möwenrufe sind für mich wie eine Antwort auf mein Fernweh….

Doch eigentlich sind Möwen keine sehr romantischen Vögel. Eher so etwas wie kleine Piraten, die räubern und stehlen, was sie können. Am Strand erfüllen sie eine Aufgabe als Säuberungstruppe, indem sie angeschwemmtes, totes Getier verzehren. Dafür hat die Natur sie mit messerscharfen Augen und Schnäbeln und vor allem einer unentwegten Gefräßigkeit ausgestattet.

2009 trafen wir an der Praia de Aguda mehrere Kilometer nördlich von Azenzas do Mar auf folgende Situation:
Wir kletterten über Felsen und schauten ab und an auf die Uhr, damit wir nicht die Flut verpassten – das hätte nasse Füsse bedeutet. Am Ende der Praia de Aguda führt eine halsbrecherische und improvisierte Treppe aus Holzbalken und Steinen wieder die Klippen hinauf zum Parkplatz, auf dem die Ruine eines Restaurants steht.

Doch noch waren wir unten – und vor uns flatterte und zappelte es verzweifelt.

Zahllose portugiesische Angelschnüre pflegen ja nun mal abzureißen zwischen den Felsen – und liegen da dann samt Schwimmer und vielen Metern Nylonschnur, mehrfach um Steine gewickelt. Offenbar war hier eine Möwe ihrer Verfressenheit zum Opfer gefallen und hatte sich einen der Haken samt eventuell noch vorhandenem Köder einverleibt. Fatal: Das andere Ende der Schnur war unter Felsbrocken begraben und eingeklemmt. Unsere Möwe wollte weg, mit dem Haken „intus“ aber scheiterte jeder Startversuch ganz elendig.
Da gab es nicht viel zu bereden. Hannes fing die Möwe, und hielt sie fest, die Flügel fest am Körper. Natürlich hackte das arme Biest noch nach uns. Ich fummelte das Taschenmesser hervor, klappte es auf und ja, ich sägte die Schnur kurz vorm Schnabel durch, denn sie verschwand buchstäblich im Schlund der Möwe, ließ sich auch nicht bewegen noch herausziehen. Kein Blut, keine Schmerzreaktion, also schnipp, durchgeschnitten und die arme Möwe in die Freiheit entlassen.
Sie flog recht zuversichtlich davon. Was wohl aus ihr geworden ist? Ob der Köder im Wanst sie doch noch das Leben gekostet hat? Oder hat ihre Ausstattung als „Allesfresser“ auch dieses Hindernis besiegt?

Hätten wir sie zum Tierarzt bringen sollen? Hätte der ihr überhaupt helfen können oder wollen?

Vielleicht haben wirs nicht richtig gemacht?

Auf alle Fälle wollten wir das arme Ding nicht dort zappeln und bei Flut ertrinken lassen – das kam gar nicht in Frage.

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